Besigheim – eine ehrliche Einschätzung und eine Portion Selbstironie

Der loyale Leser unserer Wettkampfberichte weiß, wie so ein Artikel normalerweise aufgebaut ist. Es war ein Wettkampf und jeder, der dabei war, war irgendwie auf seine Art und Weise gut. Entweder es gab eine neue Bestleistung oder eine tolle Platzierung – und ab und zu bleibt auch mal jemand hinter seinen Möglichkeiten oder ist mit seiner Leistung nicht ganz so zufrieden. Manchmal fährt man aber auch zu einem Wettkampf und danach ist niemand so richtig zufrieden, so wie kürzlich, in Besigheim. Es beginnt schon mit der Anfahrt, die in Richtung Besigheim jedes Mal ein Abenteuer ist, weil sie erstens verhältnismäßig lange dauert und zweitens, auf der Strecke immer Stau ist. Meistens schafft man es pünktlich, aber es gab auch schon Jahre, da wurde der Wettkampf etwas nach hinten verschoben, weil ein Großteil der Teilnehmer noch im Stau stand.

Nach der wenig spaßigen Anfahrt folgt das Aufwärmen. Hier schon die ersten Gespräche: „Wir fahren eine gefühlte Ewigkeit, um uns warm zu machen und dann maximal 13 bis 14 Sekunden zu sprinten. Wenn da nur eine Kleinigkeit schief geht, war alles umsonst.“ Die Motivation: so mittel.  Nun also Besigheim dieses Jahr: Es gibt zwar keine neue Bestleistung über die 100m, dafür aber einen Sieg für Ramona Binder bei den U20 (13,68 Sekunden). Tamara Lang verpasst ihre Bestleistung in 13,40 Sekunden nur knapp und wird Fünfte bei den U18, Nicole Schwarz wird in 13,16 Sekunden Vierte bei den Frauen. Letztere bezeichnet sich sowieso nur als Spaß-Athletin und dafür waren ihre 100m ein wirklich solider Lauf. Ähnliches Szenario beim Weitsprung: Auch hier ist sie nur zum Spaß dabei und kommt nicht in den Endkampf. Teamkameradin Nadja Wild kommt mit 4,50m immerhin noch in das Finale der besten Acht. 4,50m sind keine Weite, mit der man zufrieden sein kann, trotzdem ist man immerhin nicht nur für ein paar Sekunden angereist, sondern darf wenigstens sechs Mal anlaufen – und sechs Mal scheitern.

Auch die 200m wollen noch nicht so richtig klappen, Tamara Lang kommt zwar mit 27,72 Sekunden auf den dritten Platz, hat aber schon während dem Lauf Schmerzen im Oberschenkel. Ramona Binder, die lange nicht richtig trainieren konnte, merkt, dass 200m doch ganz schön lang sind und kommt trotzdem nach soliden 27,95 Sekunden ins Ziel. Die quälendste Strecke der Sprinter durfte Kathrin Binder hinter sich bringen: Über die 400m läuft sie in ihrem Lauf ganz allein vorne weg und kommt trotzdem mit einer wenig zufriedenstellenden Zeit von 61,46 Sekunden ins Ziel.

Warum das so ist, kann man sich wenig erklären, im Training klappt eigentlich alles ziemlich gut, die Zeiten passen. Und so fährt man dann nachhause, nicht so richtig zufrieden, aber dann auch irgendwie doch zufrieden, weil es ja auch schlimmer sein könnte und es doch irgendwie Spaß macht, zusammen zu trainieren und sich bei Wettkämpfen gegenseitig anzufeuern. Und so freut man sich dann doch auch auf das nächste Mal und eine neue Chance.